My Beauty Business, Teaser, Ausgabe 3/2017 - page 11

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MY BEAUTY BUSINESS
MY SPECIAL
Druck gemacht und wollte oft so per-
fekt sein wie die Mütter, die den Lu-
xus hatten, zu Hause bleiben zu kön-
nen. Ich ließ mich in den Elternrat
wählen und habe zusätzlich ehren-
amtliche Aufgaben angenommen. Erst
später merkte ich, dass ich dem Leis-
tungsdruck nicht mehr standhalten
konnte. Meine Mutter griff schließlich
ein und fragte mich, wann ich mit
einem Herzinfarkt ins Krankenhaus
wollte, denn wenn ich so weitermach-
te, würde es nicht mehr lange dauern.
Da wurde mir klar, dass ich aufhören
musste, meine Messlatte so hoch an-
zusetzen. Ich musste lernen, mich
wiederzufinden und mein Familienle-
ben auf ein harmonisches und ausge-
glichenes Level zu bringen. Ich habe
mich wieder auf meine Kinder und
meine Selbstständigkeit konzentriert
und musste lernen, dass andere alles
genauso perfekt machen können wie
man selbst, man muss nur abgeben.
Ich wusste genau, was ich wollte und
welchen Weg ich gehen möchte. Ich
habe immer mit und am Menschen
gearbeitet und für mich war es ganz
klar, dass ich selbstständig sein möch-
te. Ich habe meine Ziele verfolgt und
meine Berufung zum Beruf gemacht.
Für mich als Mutter war es aber sehr
schwer meine Kinder in eine Krippe
oder Kita abzugeben.
Ich musste bereit sein, die Erziehung
meiner Kinder ein Stückweit in andere
Hände abzugeben, bereit dazu sein das
andere Menschen meinen Kindern et-
was beibrachten, was für andere Müt-
ter normal war. Ich habe immer viel
Wert darauf gelegt, dass unsere Kinder
ab mittags zu Hause sind und wir ge-
meinsam essen können. Daher haben
mein Mann und ich uns entschieden,
die Nachmittage aufzuteilen. Er ist von
Montag bis Mittwoch nachmittags für
die Kinder da und ich Donnerstag bis
Samstag. An den Tagen darf er sich
beruflich ausleben. So haben die Kids
immer einen Elternteil zu Hause. Mein
Mann hat einen tollen Chef, der bereit
war, sich unserem Modell „anzupas-
sen“. Natürlich spielen aber die Omas
auch eine große Rolle, gerade bei
Krankheit mussten sie oft einspringen.
Aber nur so funktioniert unser Berufs-
und Familienmodell.
Cigdem Yiler
Ich bin seit dem Jahr 2009 selbststän-
dig. Mutter geworden
bin ich das erste Mal
im Jahr 1999 und das
zweite Mal imNovem-
ber 2005. Meine ältes-
te Tochter ist heute 17
Jahre, mein Sohn 11
Jahre alt.
Als ich mit der Selbstständigkeit
angefangen habe, waren meine Kin-
der drei und neun Jahre alt. Mein
Sohn kam gerade in den Kindergarten.
Es war regelrecht ein Spagat zwischen
Job und Familie.
Da ich gerade erst angefangen hatte
und am Anfang stand, war noch rela-
tiv viel Luft in meinem Terminkalen-
der.
Diese freie Zeit in meinem Terminka-
lender nutzte ich dann ausschließlich
für die Familie, indem ich zum Bei-
spiel die Kinder irgendwo abgeholt
oder hingebracht habe.
Die Schwierigkeit lag vor allem darin,
dass man als Mutter, Ehefrau und Ge-
schäftsfrau gleichzeitig agieren muss.
Nichts darf vernachlässigt werden
und vor allen Dingen nicht die Kinder.
Deshalb quälten mich schon oft Ge-
wissensbisse, ob ich auch genug für
meine Kinder da bin. Diese Hürde
sollte man aber meistern.
Ein weiterer Nachteil war auch, dass
man selbst natürlich auf der Strecke
bleibt. Zeit für mich selbst hatte ich so
gut wie nie in dieser Zeit meines Le-
bens. Das war nun mal der Preis der
Selbstständigkeit.
Ich führe nun seit acht Jahren erfolg-
reich mein Kosmetikinstitut und bin
sehr zufrieden. Wenn ich so zurück-
denke, muss ich auch feststellen, dass
ich nichts anders machen würde. Um
ehrlich zu sein, bin ich froh darüber,
dass ich damals so mutig und verrückt
gewesen bin und meinen Weg trotz
Schwierigkeiten durchgesetzt habe.
Was ich anderen Kolleginnen mit auf
den Weg geben möchte, ist, dass sie an
sich glauben sollen und müssen. Es ist
definitiv nicht einfach, aber Frauen soll-
ten für ihre wirtschaftliche Unabhängig-
keit Sorge tragen. Schließlich weiß man
nie, was das Leben so mit sich bringt.
Es ist alles eine Frage der Organisation
und die Kinder bleiben auch nicht
klein und passen sich an. Jeder passt
sich an den Rhythmus an, der sich mit
der Zeit entwickelt.
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