Beauty-Forum AT, Teaser, Ausgabe 2/2017 - page 7

PFLEGE
BEAUTY & CARE
2/2017
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Grafiken: Vegane Gesellschaft Deutschland, The Vegan Society, VEBU
und mit Kosten verbundenen Zertifi-
zierungsprozess zu umgehen.
Dochwer es genauwissenwill, kommt
umeigene Recherchennicht herum: Ist
Tierschutz tatsächlich inder Unterneh-
mensphilosophie verankert oder sind
nur einzelne Trendprodukte vegan?
Werden die Produkte separat oder zu-
sammenmit „nichtveganen“ Kosmeti-
ka hergestellt? Verkauft der Hersteller
seine Ware in Ländern wie China, die
Tierversuche per Gesetz vorschreiben?
Wieweit der Begriff „vegan“ gefasst ist,
kann stark differieren, da er gesetzlich
nicht geschützt ist.Hersteller haben so-
mit trotz Siegel Interpretationsspielräu-
me. Oft lohnt es sich deshalb, direkten
Kontakt aufzunehmen. Denn es gibt
Unternehmen,die nach strengenvega-
nen Kriterien arbeiten, jedoch noch
keinoffiziellesGütesiegel tragen.Allge-
mein ist es ein gutes Zeichen, wenn
Hersteller für Fragen offen sind und
transparent kommunizieren.
Veganes Beautyprogramm
Da es inzwischen für nahezu jedes Pro-
dukt eine vegane Alternative gibt,
können die verschiedenen Anwen-
dungsschritte wie gewohnt ablaufen.
Trotzdemgibt es auchUnterschiede,die
schon beim Begrüßungsgetränk anfan-
gen: Statt Kuhmilch wird Sojamilch für
den Cappuccino aufgeschäumt undTee
wirdmitAgavendicksaft gesüßt. Für die
Extravitaminportion eignen sich natur-
trübe Fruchtsäften, denn klare Säfte
können mit Gelatine geklärt sein. Das-
selbegilt für das obligatorischeGläschen
Sekt.VeganeAlternativen gibt es in Bio-
läden,ReformhäusernundOnlineshops.
Auch auf Ledersitzbezügen fühlen
sich Veganer nicht wirklich wohl und
nehmen deshalb lieber auf Holz-,
Kunstleder- oder Stoffsitzen Platz. Bei
der Behandlung unreiner Haut kom-
men Fruchtsäurepeelings zum Ein-
satz, die Milchsäure aus pflanzlicher
Quelle enthalten. Aufgetragen wird
das Peeling selbstverständlich mit ei-
nem Pinsel ohne Echthaar. Bei der
hautberuhigenden Aloe-vera-Maske
sorgt nicht Gelatine, sondern Agar-
Agar für die richtige Konsistenz und
aufgebaut wird die Haut anschließend
mit Phytokollagen aus Algen.
Im abschließenden Tages-Make-up
bringt nicht Seidenpulver, sondern das
Mineral „Mica“ die Haut zumStrahlen.
Da für die Umstellung auf rein vega-
ne Inhaltsstoffe Neuentwicklungen
erforderlich sind, fehlen bisher durch-
gängig vegane Produktlinien. Dadurch
ist die Produktauswahl etwas aufwen-
diger. Doch meist lassen sich die ve-
ganen Linien verschiedener Anbieter
sehr gut zu perfekten Wohlfühlpake-
ten kombinieren.
Q
WIE TICKEN VEGANER
EIGENTLICH?
Den typischen Veganer sucht man
vergebens. Wie konsequent Vega-
ner ihre Überzeugung im Alltag
leben, hängt von den Gründen ab,
aus denen sie sich für diese Le-
bensweise entschieden haben:
– Menschen, die dem Trend folgen
oder mit veganer Ernährung nur
gesünder leben wollen, sehen
die Sache mit dem Verzicht auf
Tierprodukte in anderen Le-
bensbereichen oft nicht so eng.
– Veganer hingegen, denen es in
erster Linie um den Tierschutz
geht, sind besonders konsequent
– auch in den Bereichen Mode,
Kosmetik und Medizin.
– Dazwischen rangieren vegan le-
bende Menschen, die Ressour-
cen- und Umweltschutz in den
Vordergrund stellen.
Veganer Lifestyle ist in erster Li-
nie eine Frauenbewegung. Außer-
dem sind Veganer jung – durch-
schnittlich 29 Jahre – und
verfügen über eine gute Bildung.
Wichtig sind ihnen ökologische
und ethische Themen, weshalb für
sie das Gesamtpaket stimmen
muss: Aufwendige Plastikverpa-
ckungen, mineralölbasierte Kos-
metik oder Mikroplastik kommen
bei den bewusst konsumierenden
Veganern nicht gut an. Stattdes-
sen ist Fair-Trade- und Naturkos-
metik gefragt, denn auf Verwöhn-
programme verzichten wollen sie
trotzdem nicht – nur eben im Ein-
klang mit ihren Werten.
Quelle: vegan.eu
MARIEKE HENRIQUES
Die Autorin arbeitet im Be-
reich Strategie, Kommunikati-
on und Produktmanagement
der Kosmetikmarke Hauttat-
sachen. Sie ist Mitbegründerin
des gleichnamigen Kosmetik-
Informationsblogs.
VEGANE GÜTESIEGEL –
WAS STECKT DAHINTER?
1. Sehr verbreitet ist das „
Vegan Trademark
“ der britischen „Vegan
Society“. Das auch als „Vegan-Blume“ bekannte Label steht für den
vollständigen Verzicht auf alle tierischen Inhaltsstoffe, alle tierischen
Hilfsstoffe im Produktionsprozess sowie auf Tierversuche.
2. Bekannt ist auch das „
V-Label“
der European Vegetarian Union,
das in Deutschland durch den VEBU vergeben wird. Bislang zeichnete
das grüne V auf gelbem Grund nur Lebensmittel als vegetarisch oder
vegan aus. Doch für das Jahr 2017 ist geplant, die Lizenzierung auch
auf Kosmetika auszuweiten.
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